Shisong 2002 bis 2008
Screening Ergebnis

 

279
Personen mit angeborenen Herzfehlern wurden diagnostiziert – hauptsächlich Herzscheidewanddefekt

321
Personen mit erworbenen, rheumatischen Herzkrankheiten wurden diagnostiziert

Der Großteil der Patienten kann sich die Behandlung nicht leisten und ist auf externe finanzielle Hilfe angewiesen! 

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48% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze

Durchschnittliche Lebenserwartung
Frauen 50 Jahre
Männer 51 Jahre

Es gibt kein öffentliches Sozialversicherungssystem

45% der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt

19 % der Kinder unter 5 sind untergewichtig

 

Quellen:

1. Cameroon Poverty Reduction
    Strategy Paper 2009, www.imf.org
2. www.cuorefratello.org
3. Cardiavasc J Afr 2010; 21: 15-17,
    www.cvja.co.za

Fakten

In der Südlichen Welt kommen angeborene und erworbene Herzfehler erstaunlich häufig vor. Für Kamerun existieren zwar keine epidemiologischen Daten, die Prävalenz und das Management von Herzkrankheiten betreffend, wohl aber gibt es Zahlen aus den Screening Untersuchungen des Cardiac Centers Shisong (siehe Kasten).

In der westlichen Welt werden die meisten angeborenen Herzfehler schon vor der Geburt diagnostiziert und können unmittelbar nach der Geburt operativ behandelt werden. Diesen Kindern wird somit ein vollkommen normales gesundes Leben ermöglicht.

In der Südlichen Welt hingegen, vor allem in den meisten afrikanischen Ländern, hat nur ein äußerst geringer Teil der Bevölkerung Zugang zu Diagnose, medizinischer Versorgung und/oder operativen Eingriffen von angeborenen oder erworbenen Herzfehlern. Besonders gravierend ist die Situation in den ländlichen Gebieten, in denen bereits der Zugang zur medizinischen Basisversorgung schwierig ist.

Die Situation wird durch weitere Faktoren erheblich erschwert: 

Bildung: Mehr als 50% der ländlichen Bevölkerung hat nur einen Grundschulabschluss.

Allgemeine Gesundheitslage: Es besteht eine hohe Rate an Infektionskrankheiten, Rheumatischem Fieber und Tuberkulose sowie Krankheiten, die auf Mangelernährung zurück zu führen sind, die ihrerseits wieder zu Herzkrankheiten führen können. 

Finanzielle Ressourcen: Der Großteil der ländlichen Bevölkerung betreibt Landwirtschaft für den Eigenbedarf, traditionelles Handwerk oder Kleinhandel. Der Erlös aus dem Verkauf eines etwaigen Überschusses ist nie ausreichend, um die Gesundheitskosten zu bestreiten.

Archbishop Paul Verzekov Stiftung (APAVMEHEF)

In den meisten afrikanischen Ländern, auch in Kamerun, gibt es kein öffentliches Krankenversicherungssystem. Im Jahr 2010 wurde daher in Shisong-Kumbo eine Stiftung gegründet, die dem Zweck dient, unterprivilegierte Herzpatienten zu unterstützen. Auch wenn eine Herzoperation mit Vor- und Nachbehandlung 5 Mal weniger kostet als in Europa, so reicht der Zuschuss, den die  Stiftung derzeit geben kann bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken. Die Betroffenen sind durchaus bemüht, selbst einen Beitrag zu leisten und sammeln dazu meist innerhalb ihrer engeren und weiteren Familie. Dennoch benötigen laut einer Statistik des CC aus dem Jahre 2012 60% der Patienten, die behandelt wurden, volle oder teilweise finanzielle Unterstützung.

Das Team des CC reiht die zu operierenden Patienten nach Dringlichkeit. Die Finanzierbarkeit stellt jedoch häufig ein Problem dar (siehe Interview vom 8. April 2013).

Fragen und Antworten Etica Mundi (EM) und Cardiac Center Shisong (CC) - April 8, 2013

EM: Wie viele Patienten warten derzeit auf eine Operation?

CC: Derzeit warten 91 Erwachsene und 70 Kinder auf eine Operation. Diese Zahl steigt täglich. Nach der Screening Tour dieses Monats werden voraussichtlich 15 bis 20 Personen hinzukommen.

EM: Gibt es eine Warteliste?

CC: Ja, es wird eine Liste für Kinder und eine für Erwachsene erstellt.

EM: Müssen die Patienten eine Anzahlung leisten, um auf die Warteliste zu kommen?

CC: Nein, wenn bei einem Patienten festgestellt wird, dass eine Operation notwendig ist, kommt er auf die Warteliste.

EM: Wie viel können die Patienten im Durchschnitt finanziell beitragen?

CC: Je nach sozialer Situation variiert der geleistete Beitrag von 50,000 CFA (€ 76) bis zu den erforderlichen 3,5 Millionen CFA (€ 5.350,00) für eine Operation (ohne Vor- und Nachbehandlungskosten; Anm. von EM). Laut unserer Statistik von 2012 benötigten 60% der operierten Patienten volle oder teilweise finanzielle Unterstützung. Einige unterzeichneten ein Abkommen, die Kosten nach erfolgter Behandlung zu bezahlen, hielten die Abmachung aber nicht ein.

EM: Was geschieht, wenn jemand keinen Beitrag leisten kann?

CC: Falls jemand gar nichts beitragen kann, und wir keinen Sponsor finden können, dann wird es schwierig, die Behandlung fortzuführen. Es ist uns nicht möglich jemanden kostenfrei zu behandeln, da wir hohe Material- und Betreiberkosten zu bestreiten haben.

EM: Nach welchen Kriterien und von wem wird entschieden, wer zuerst operiert wird?

CC: Der behandelnde Kardiologe, der Herzchirurg und das Managements des CC treffen eine Gemeinschaftsentscheidung nach folgenden Kriterien:

  • Dringlichkeit der Operation für den Patienten
  • Expertise des Chirurgen (einige der Gast-Chirurgen sind Spezialisten für angeborene Herzfehler, andere sind spezialisiert auf rheumatische Herzkrankheiten)
  • Natürlich fließt auch die Möglichkeit der Kostendeckung der Operation bzw. der Behandlung in den Entscheidungsprozess ein.

EM: Wie viele Patienten können in einem Jahr operiert werden und wie viele Patienten sollten operiert werden?

CC: Entsprechend der technischen Ausstattung des CC könnten 250 bis 300 Patienten im Jahr operiert werden, vorausgesetzt das Personal (Chirurgen, Anästhesisten, etc.) ist vorhanden. Aufgrund der Tatsache, dass bislang kein fixes Operationsteam vor Ort war und die meisten Patienten die Operationskosten nicht tragen können, wurden seit 2010 im Durchschnitt nur 100 Patienten pro Jahr operiert. In einem afrikanischen Herzzentrum sollten laut diversen afrikanischen Herzkongressen wenigstens 150 Operationen im Jahr stattfinden.

EM: Falls Patienten nicht operiert werden können, liegt dies in erster Linie an den mangelnden finanziellen Ressourcen oder auch am Mangel an Fachärzten?

CC: Vor dem Jahr 2013 war das CC vollkommen von Gastärzten abhängig. Selbst wenn einige Patienten die Operation bezahlen konnten, mussten sie dennoch oft monatelang warten, bis der Eingriff möglich wurde. Seit Jänner 2013 ist ein einheimischer Herzchirurg fix angestellt. Nun ist das größte Problem die Unfähigkeit der Patienten die Kosten zu begleichen. Manche geben einfach auf und warten bis sie sterben.

EM: Gibt es in der Zwischenzeit ein permanentes Operationsteam oder besteht nach wie vor die Abhängigkeit von Gast-Teams aus dem Ausland?

CC: Ein Herzchirurg ist fix angestellt aber die Anästhesisten kommen nach wie vor aus Italien oder anderswoher, damit der Chirurg operieren kann. Es wurden Vereinbarungen getroffen, dass die Gast-Anästhesisten für kurze Einsätze von 2 Wochen bis zu einem Monat kommen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2013 werden wir einheimische Ärzte zu Spezialisten in Anästhesie ausbilden lassen.

Wir danken jenen, die MI-DO laufend mittragen!

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